Streit in Beziehungen: Warum du manchmal überreagierst – und was wirklich hilft
- Amelie Wiessler
- 23. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März
„Ich weiß nicht, warum ich so reagiere …“
Kommt dir das bekannt vor?
Du fühlst dich plötzlich angegriffen – obwohl dein Partner es vielleicht gar nicht so gemeint hat.
Du ziehst dich zurück oder wirst laut – obwohl du dir eigentlich Nähe und Verständnis wünschst.
Du willst etwas klären – aber ein Teil in dir blockiert.
Streit in Beziehungen entsteht oft aus solchen Momenten heraus. Und manchmal fühlt es sich an, als würdest du dich selbst nicht wiedererkennen.
Warum Streit in Beziehungen oft „überreagiert“ wirkt
Viele Menschen erleben in der Paartherapie: Ich streite nicht „mit Absicht“ – es passiert einfach.Das liegt häufig daran, dass in uns verschiedene innere Seiten gleichzeitig wirken – auch wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen.
Vielleicht kennst du Sätze wie:
„Ein Teil von mir will reden – ein anderer will einfach nur weglaufen.“
„Ich weiß, dass mein Partner es gut meint – und trotzdem kommt sofort die Wut hoch.“
„Ich bin wie ferngesteuert, wenn wir streiten.“
Diese inneren Stimmen – manchmal verletzte Anteile, manchmal beschützende – beeinflussen unser Verhalten. Streit in Beziehungen ist deshalb oft ein Ausdruck innerer Konflikte.
Was hinter heftigem Streit in Beziehungen wirklich steckt
In vielen Partnerschaften wiederholen sich bestimmte Streitdynamiken. Typisch ist:
Einer fühlt sich nicht gesehen – der andere fühlt sich kontrolliert.
Einer wünscht sich Nähe – der andere will Rückzug.
Einer wird laut – der andere schweigt.
Hinter diesen Reaktionen stecken meist nicht-bewusste emotionale Muster. Wenn Paare diese Muster erkennen und verstehen, warum sie immer wieder in denselben Streit geraten, entsteht Raum für Veränderung.
So arbeiten wir mit inneren Anteilen in der Paartherapie
Wenn du dich fragst: Warum eskaliert unser Streit so schnell? – dann ist die Arbeit mit inneren Anteilen ein hilfreicher Weg.
In der Paartherapie arbeiten wir z. B. mit:
Sprechenden inneren Anteilen: Was will der Teil sagen, der schreit, wegläuft, verletzt ist?
Verletzten Seiten heilen: Viele emotionale Reaktionen stammen aus früheren Erfahrungen, die noch nicht verarbeitet sind.
Bodenankern & Körperarbeit: Gefühle und innere Seiten zeigen sich auch körperlich. Wir nutzen einfache Methoden, um sie wahrzunehmen und zu regulieren.
Ist-/Soll-Zustand: Wie erlebst du Streit aktuell – und wie möchtest du stattdessen reagieren?
Metaphern & Bilder: Manchmal hilft es, innere Anteile zu beschreiben wie „ein Igel“, „ein Löwe“ oder „ein verunsichertes Kind“.
Beispiel: Wenn ein Streit mehr auslöst, als er sollte
Anna möchte reden, wenn etwas sie belastet. Jonas möchte erstmal allein nachdenken.Anna fühlt sich ignoriert – Jonas fühlt sich überfordert.Anna wird emotional – Jonas macht dicht.
In der Paartherapie zeigt sich:
Anna trägt einen inneren Anteil in sich, der Angst vor Ablehnung hat.
Jonas trägt einen Anteil, der Konflikten ausweicht, um nicht „falsch“ zu sein.
→ Beide erkennen: Der Streit in ihrer Beziehung hat mit alten Wunden zu tun – nicht nur mit der aktuellen Situation.
Heute sagen sie:„Wir streiten zwar noch – aber wir verstehen uns besser. Und wir kommen schneller wieder raus.“

Fazit: Streit in Beziehungen ist kein Scheitern – sondern ein Wegweiser
Wenn du das Gefühl hast, dein Verhalten nicht mehr zu verstehen, oder eure Streits immer gleich ablaufen, dann lohnt es sich hinzuschauen.
Streit in Beziehungen zeigt nicht, dass etwas kaputt ist – sondern dass etwas gesehen und geheilt werden will.
In der Paartherapie schauen wir gemeinsam auf eure inneren Anteile, eure Muster – und vor allem: auf neue Wege, mit euch selbst und miteinander umzugehen.
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