Wenn einer gehen will ... vielleicht. Paartherapie bei Trennungsgedanken
- Amelie Wiessler
- 8. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit
In der Paartherapie sind wir oft mit der Herausforderung konfrontiert, Paare durch das komplexe Geflecht individueller Ambivalenz und gemeinsamer Beziehungsarbeit zu begleiten. Dieses Spannungsfeld eröffnet ein reiches Terrain für persönliche und partnerschaftliche Entwicklung, wie ich in meiner jüngsten Arbeit mit Paaren feststellen konnte.
Die Dualität der Ambivalenz und Beziehungsarbeit
Ambivalenz ist ein natürliches menschliches Gefühl, das oft auftritt, wenn wir vor bedeutenden Entscheidungen stehen. In einer Partnerschaft kann Ambivalenz eines Partners, etwa der Wunsch nach Nähe versus dem Bedürfnis nach Freiheit, die Beziehungsarbeit komplizieren. Hier ist es entscheidend, zu erkennen, dass die Arbeit an der Beziehung selbst ein Instrument sein kann, um Ambivalenz zu klären. Es geht darum, beides parallel zu betrachten: Die individuelle Selbstfindung und das gemeinsame Streben nach einer erfüllenden Beziehung.
Die Praxis der parallelen Therapieansätze
Die parallele Therapie zielt darauf ab, sowohl die individuelle Entwicklung als auch die Dynamik zwischen den Partnern zu fördern. Dieser Prozess umfasst:
Individuelle und Paarsitzungen: Die Abwechslung zwischen individuellen und gemeinsamen Sitzungen ermöglicht es jedem Partner, persönliche Themen zu erforschen und dann diese Erkenntnisse in den gemeinsamen Kontext einzubringen.
Emotionale Kommunikation: Durch den Aufbau emotionaler Kommunikationsfähigkeiten können Partner lernen, ihre innersten Gefühle auszudrücken und die des anderen besser zu verstehen.
Kleine Schritte wertschätzen: Indem wir die kleinen, positiven Schritte in der Beziehungsarbeit würdigen, fördern wir ein Gefühl der Erreichbarkeit und des gemeinsamen Fortschritts.
Bindungstheoretische Konzepte: Diese bieten wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse und Ängste beider Partner und können dazu beitragen, individuelle Verhaltensweisen im Kontext der Beziehung zu verstehen.
Die Erkenntnis ist, dass die Integration individueller und partnerschaftlicher Entwicklung eine stärkere, resilientere Beziehung fördern kann. Es geht darum, zu lernen, dass individuelle Fragen und Unsicherheiten gemeinsam in der Partnerschaft einen Platz finden können, und dass das gemeinsame Navigieren durch diese Unsicherheiten die Bindung vertiefen kann.
In meiner therapeutischen Praxis bleibt es ein zentrales Anliegen, Paare auf diesem oft verwobenen Weg zu begleiten und ihnen zu helfen, sowohl persönlich als auch gemeinsam zu wachsen. Jede Beziehung hat ihr eigenes Muster und ihre eigene Dynamik, und der Respekt vor diesem einzigartigen Prozess ist es, was unsere therapeutische Arbeit so erfüllend macht.

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